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Schreibwettbewerb zur Erzählkugel

Entgegen der aktuellen Studien, die auf einen deutlichen Handlungsbedarf im Bereich der Lese- und Schreibkompetenz von Kindern und Jugendlichen hinweisen, hat die Teilnahme am Schreibwettbewerb zur Erzählkugel gezeigt, dass in vielen Schülerinnen und Schülern versteckte Talente schlummern. Diese Talente treten besonders dann zutage, wenn man den Schülerinnen und Schülern die Freiheit gibt, ohne Vorgaben „einfach mal zu schreiben.“

Die Erzählkugel ist ein Kunstwerk des Künstlers Peter Schwenk und Bestandteil des Skulpturenweges in Kirchehrenbach. Mit der Erzählkugel als Anlass soll durch den Wettbewerb die Freude am kreativen Schreiben geweckt werden.
In diesem Zuge entstanden im SJ 23/24 im Rahmen des Deutschunterrichts sowohl in den 10. Klassen an der Berufsfachschule für Kinderpflege als auch in den Berufsvorbereitungsklassen spannende Texte, die von Kurzgeschichten, über Märchen bis hin zu Gedichten und Poetry Slam-Texten reichten.

Besonders freuten wir uns, dass zwei unserer Schüler und Schülerinnen – Roman Cherkasov (JBIKA) und Sophia Götz (10a KI) zur Preisverleihung am 15.07.2024 eingeladen wurden, wo sie ihre Texte vortragen durften. Im Anschluss wurden sie für ihre herausragenden Leistungen prämiert und ihre Texte erhielten einen Platz im aktuellen Sammelband „Geschichten der Erzählkugel 2024“.

Überzeugen Sie sich selbst 😊:


Sophia Götz – Klasse 10a KI – Berufsfachschule für Kinderpflege

Blau

Und dann steh ich vor dem Spiegel mit Pinsel und Farbe, tauche tief in den Eimer und übermale alle Narben. Ich bin pink. Ich lächle sanft, spreche still, bin ganz leise, rede nicht viel, es ist das was sich gehört und jeder will.

Doch irgendwann, da kommt der Regen, wäscht die Farben von meiner Haut und erinnert mich:

Ich bin blau. Ich bin blau wie der See, werde verschmutzt und gereinigt, in mir schwimmen Dinge, die man nicht versteht. Ich bin laut, ich wirke groß, doch bin ich verletzlich. In mir kann man ertrinken, doch letztlich bin ich auch nur ein Fisch in dieser See. Ich bin blau.

Und wieder nehme ich den Pinsel und tauche in die Farben, so viel Farbe wie ich finde und übermale meine Narben, ich bin gelb.

Wenn du lachst, dann lach ich mit dir, wenn du weinst gebe ich dir mein Lächeln, bin immer da und schenke dir meine Freude, morgen sowie auch heute, bis ich selbst nichts mehr habe.

Doch irgendwann da kommt der Regen, wäscht die Farben von meiner Haut und erinnert mich:

Ich bin blau. Ich bin blau wie die See, wird verschmutzt und gereinigt, in mir schwimmen Dinge, die nicht mal ich versteh. Ich bin laut, ich wirke groß, doch bin verletzlich. In mir kann man ertrinken, doch letztlich bin ich auch nur ein Fisch in dieser See. Ich bin blau.

Jetzt seh ich auf den Straßen all diese Leute, all diese Farben, die mich daran erinnern, was ich alles sein könnte und alles könnte haben, doch ich bin blau, nicht gelb, nicht weiß und nicht rot. Ich bin blau.

Roman Cherkasov – Berufsvorbereitung – Staatliche Berufsschule Forchheim

„WOFÜR?“

Ein Mann ging eine malerische Straße entlang, seine armen Kleider, seine Kleidung schwankte auf ihm. Er sah sich um. Niemand. Nur der schöne Gesang der Vögel dieses Ortes kam zu seinen Ohren. Er schloss die Augen für einen Moment und schauderte sofort, anstatt Vögel zu singen, kam eine Projektil- Pfeife, anstatt Stille – eine Kanonade und das Geräusch von Schüssen. Seine Augen öffneten sich sofort und die Erinnerungen verschwanden wie eine Welle auf den Felsen. Er fuhr fort und sah sich nicht mehr um. Aber er war umgeben von einer großartigen und schönen deutschen Natur, goldenen Feldern, grünen Weiden, auf deren sorglos Viech wanderte, endlose Wälder und Hügel. Und unter all dem – ein paar der süßesten gepflegten Dörfer. Warum hat er es nicht angeschaut? Wenn er sie zumindest aus dem Augenwinkel ansieht, wird er sich an Frankreich erinnern. Er wird sich daran erinnern, wie die gleichen Felder zu grauem Schlamm verwandelten, auf ein Niemandsland zwischen den Schützengräben, wie Wälder wegen britischen Brandgranaten brannten, wie Menschen aus Dörfern flohen und wie die vorrückenden Armeen die Dörfer in Militärstände verwandelten, die als Hochburgen die benutzen. Am Ende erschien ein weiterer Baum in der Nähe der Straße, neben dem war ein Objekt. Der ehemalige Soldat näherte sich ihm. Es stelle sich heraus, dass das Objekt eine mit Schnitzereien bedeckte Kugel war, die weltliche Freuden darstellte – Mädchen, Tiere, Pflanzen usw. Eine vernarbte Hand berührte die Kugel. Darin sah er alles, was er in seiner Jugend in den Schützengräben verloren hatte, und nur ein Wort fiel von seinen rauen und trockenen Lippen wie ein verwunderter Vogel:

„Wofür?“

 

 


H. Oppel, StRin